Im Dezember 1894 wurde Albert Leuze in Esslingen Oberamtssparkassier
Im Bauensemble rund um die Innere Brücke in Esslingens Altstadt zieht ein Haus die Blicke besonders auf sich: die Nummer 26, ein markanter Jugendstilbau mit Turmerker und einem neckarseitigen Fachwerkgiebel mit Sonnenuhr. Das 1903 vollendete und heute denkmalgeschützte Haus hatte der damalige Oberamtssparkassier Albert Leuze vom Architekten Hermann Falch entwerfen lassen. Der 1860 geborene Leuze war der erste hauptamtliche Sparkassenleiter. Zuvor hatten Kaufleute die Aufgabe nebenamtlich in ihren Läden erledigt. Auch Leuze brauchte von seiner Wohnung nur die Treppe hinabgehen, um Einlagen anzunehmen und Guthaben auszuzahlen. Erst 1910 erhielt die Oberamtssparkasse Esslingen ihr erstes eigenes Gebäude in der Vogelsangstraße. Als Leuze seine Stelle 1894 antrat, hatte die Einlagesumme gerade die Millionengrenze überschritten. Die Einschränkung, vorzugsweise Geld der „weniger bemittelten Schichten der Bezirkseinwohner“ anzunehmen, wurde gestrichen, die Obergrenze für Einlagen auf tausend Mark angehoben und eine Ausleihkommission eingesetzt. 1907 brachte eine neue Satzung weitere Freiheiten und erlaubte Einzeleinlagen bis 5.000 Mark. Leuze nutzte diese Freiheiten und trieb die Geschäfte voran: Zwischen 1900 und Ende 1913 verfünffachten sich die Einlagen, während sich die Zahl der Sparer mehr als verdoppelte. Das Angebot erweiterte sich um Wertpapiere, Girokonten und den Scheckverkehr. „Das Institut“, schrieben ihm die 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mai 1920 zum 60. Geburtstag, „hat sich in der langen Dauer Ihrer Amtszeit aus kleinen Anfängen heraus zu einem Musterbetrieb von achtungsgebietendem Umfange entwickelt.“ Ein Jahr später ging Albert Leuze in den Ruhestand.