Am 25. Januar 1848 erhielt die Sparkasse Nürtingen die erste Einzahlung
Als Anna Sautter am 25. Januar 1848 die „Hilfsleihkasse für die Stadt Nürtingen und Sparkasse für den Oberamtsbezirk“ betrat, war das eine Ecke im Spezerei-, Tabak und Cigarrengeschäft Carl-Friedrich Nestel in der heutigen Marktstraße. 12 Gulden legte sie ein und war damit die erste Sparkassenkundin. Vermutlich war Anna Sautter Dienstbotin. Für kleine Leute wie sie war das Institut gegründet worden. Seine Statuten nennen als Zweck, „den minder vermöglichen Mittel- insbesondere Handwerkerstand für kürzere Zeit zu unterstützen“, aber auch anderen Bürgern „in augenblicklicher Geldverlegenheit“ oder „zum Einkaufen von Vieh“ Geld zu leihen. Außerdem sollten sie „kleinere Ersparnisse in kürzeren Zwischenräumen nutzbringend anlegen“ können. Die Mindesteinlage betrug einen halben, die Höchsteinlage 200 Gulden. Motor der Gründung war Dr. Theodor Eisenlohr, Direktor des Lehrerseminars Nürtingen, Vorsitzender des Bezirkswohltätigkeitsvereins und späterer Ehrenbürger. Das Spargeschäft begann zäh. Im ersten Geschäftsjahr beliefen sich die Guthaben auf 1.368 Gulden und 8 Kreuzer; das Oberamt musste anfangs Geld zuschießen. Mit Anzeigen, Plakaten und Sparwettbewerben suchte man neue Kunden zu gewinnen. Immerhin gab es auf Einlagen 4 Prozent Sparzinsen, während für Darlehen 5 Prozent plus einer doppelten Sicherheit aus Ackerland fällig waren. Anna Sautter war geduldig und ließ Zins und Zinseszins für sich arbeiten. Als sie sich 1859 ihre Ersparnisse ausbezahlen ließ, hatten sich die 12 Gulden um mehr als ein Drittel vermehrt: 18 Gulden und 51 Kreuzer konnte sie nach Hause tragen. Das entsprach knapp dem durchschnittlichen Monatslohn eines Arbeiters in einer württembergischen Baumwollspinnerei.
1849 wurde in Esslingen die Oberamts-Leih- und Sparkasse gegründet
Wie auch in anderen Städten kam der Impuls zur Gründung der Esslinger Sparkasse nach den Hungerjahren 1846 und 1847. Verarmten Menschen sollte geholfen werden, wieder Fuß zu fassen, Geringverdiener sollten Ersparnisse bilden können. Am 28. Dezember 1848 verkündete die „Eßlinger Schnellpost“, dass die Oberamts-Leih- und Sparkasse „im neuen Jahr ins Leben gerufen werden“ könne. Am 2. Januar war es so weit und nach drei Monaten hatte sie bereits 3.698 Gulden eingenommen und 3.374 Gulden ausgegeben. Der Vorstand rief per Inserat „Dienstboten, Handwerks- und Fabrikgehilfen sowie überhaupt ärmere Personen“ auf, ihre Ersparnisse einzulegen. Die wurden mit im Vergleich zu heute stolzen 4 Prozent verzinst; für Darlehen waren 5 Prozent zu bezahlen. Dies war günstig, litten doch damals viele unter den Wucherzinsen privater Geldverleiher. Entsprechend begehrt waren die Kredite: Im ersten Jahr musste das Institut bei Bürgern für mehr als 5000 Gulden Anleihen aufnehmen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Geöffnet war die Kasse nur montags und samstags von 10 bis 12 und von 18 bis 19 Uhr. Das Personal – Vorstand, Kassier und Kontrolleur – arbeitete nebenamtlich. Den ersten angestellten Kassier gab es erst 1895. Die monatlich veröffentlichten Bilanzen zeigen eine lebhafte Entwicklung. Das zu Beginn auf 25.000 Gulden begrenzte genehmigte Gesamtvolumen musste mehrfach erhöht werden. 1875 standen Einlagen von rund 134.000 Mark in den Büchern des Instituts, das 1861 in „Oberamtssparkasse Esslingen am Neckar“ umbenannt worden war.
Im Januar 1854 wurde die „Spar-Kasse für den Oberamtsbezirk Kirchheim“ gegründet
Der Erlass des württembergischen Innenministeriums im Februar 1851 war deutlich: Die Oberämter möchten doch bitte Sparkassen einrichten. Die sich abzeichnende wirtschaftliche Erholung benötigte eine seriöse Kreditwirtschaft. Erwähnt wurden eigens die „wohltätigen Folgen der in Ulm als Privatunternehmen bestehenden Oberamtssparcasse“. Nach längerer Beratungs- und Vorbereitungszeit wurde schließlich am 2. Januar 1854 die „Spar-Kasse für den Oberamtsbezirk Kirchheim“ eröffnet. In ihren Statuten taucht die „ärmere Klasse“ im Gegensatz etwa zur Sparkasse Nürtingen nicht auf. Ein- und ausbezahlt wurde in der Wohnung des Oberamtspflegers Hirzel in der Schlierbacher Straße. In 44 Amtsorten nahmen sogenannte Sparpfleger die Spargroschen an. Schulsparpfleger überzeugten die Kinder, ihre Kreuzer erst dem Sparhafen und dann ihrem Konto anzuvertrauen. Gleich im ersten Geschäftsjahr legten 437 Sparer zusammen 29.226 Gulden ein. Einer der ersten war der Beutelsbacher Winzersohn Johannes Heubach. Laut seines erhaltenen Sparbuchs zahlte er 40 Gulden ein. Eine stolze Summe, so viel verdiente ein Arbeiter in einer Baumwollspinnerei durchschnittlich in zwei Monaten. Weil sich aber nur 99 Kunden Beträge zwischen 25 und 1.500 Gulden gegen eine Absicherung in doppelter Höhe geliehen hatten, warben regelmäßige Inserate im örtlichen „Amts- und Intelligenzblatt“ für Darlehen. Mit dem Wirtschaftswachstum im Südwesten stieg auch der Kapitalbedarf. Als 1875 auch in Württemberg die Goldmark Währung wurde, durften 500 Mark eingelegt werden; 1900 betrug die Höchstgrenze für Familien bereits 2.000 Mark. Wir wissen nicht, wofür Johannes Heubach gespart hat. Als er und seine Frau 1866 in die Schweiz auswanderten, konnten sie jedenfalls auf etwas Startkapital zurückgreifen.
1896 schützte die Sparkasse Kirchheim ihren Kassenraum mit einer Trennwand
Gut 40 Jahre nach ihrer Gründung hatte die Oberamtssparkasse Kirchheim in der Kornstraße längst mehr Kundenverkehr als der Kassenraum bewältigen konnte. Die Angestellten wünschten sich in der Enge des Fachwerkhauses wenigstens eine stärkere Abtrennung zwischen Publikums- und Arbeitsbereich. Sie trieb weniger die Furcht vor Überfällen. Die waren damals, als hauptsächlich Münzen ein- und ausbezahlt wurden, selten. Eher sollte es im Interesse der Kundschaft diskreter zugehen. Laut Antrag an die Amtsversammlung sollte „der nicht unberechtigten Klagen, nach welchen bei dem Offenliegen der Hauptbücher dem herumstehenden Publikum der Einblick in die Einlagenverhältnisse des anderen und, was noch heikler ist, in die Schuldverhältnisse der Darlehensschuldner der Sparkasse offen steht, in wirksamer Weise begegnet werden“. Der gewünschte „Kassenabschluss aus Winkeleisen und Drahtgeflecht“ wurde zügig genehmigt und von heimischen Handwerkern für 90 Reichsmark gefertigt. Gegen Bankräuber begannen sich die Sparkassen erst nach dem Zweiten Weltkrieg systematischer zu wappnen. In Nürtingen und Kirchheim ließ man 1948 Alarmanlagen einbauen. 1950 erhielten Mitarbeiter der Hauptstelle sowie von vier Zweigstellen über die Bank Deutscher Länder Pistolen ausgehändigt. Mit dem Ausbau des Filialnetzes stieg die Zahl der Banküberfälle in der Bundesrepublik. Waren es 1962 noch 53, zählte man 1966 bereits 389 Überfälle. Deshalb ließ die Kreissparkasse Nürtingen Mitte der 1960er-Jahre die Schalter von rund 40 Zweigstellen nach und nach mit Panzerglasscheiben schützen.
Im Februar 1925 begann in Esslingen das Schulsparen
Die Hyperinflation von 1923 hatte selbst den Schwaben die Lust am Sparen ausgetrieben. Und so suchte auch die Oberamtssparkasse Esslingen nach Wegen, wieder Vertrauen ins Guthaben zu schaffen. Sie begann bei den Jüngsten und führte das an anderen Sparkassen bereits bewährte Schulsparen ein „als besonders wirksames Werbemittel für die Neubelebung und Förderung des Sparsinns der Bevölkerung“. Mit Erfolg. Die Mädchen und Jungen zweigten von ihrem Taschengeld immer wieder ein paar Münzen ab, um in der vom Lehrer geführten Schulsparkasse bis zur Kommunion oder Konfirmation ein Guthaben aufzubauen. Für jede Einzahlung klebten sie Sparmarken mit Esslinger Ansichten auf ihre Sparkarten. Zehnerle wanderten in Sparautomaten und in manchen Schulen sammelten sogenannte Sparkassetten die Einlagen. Weil das Blühen einer Schulsparkasse vom Engagement der damit betrauten Lehrer abhing, erhielten sie Broschüren, Plakate, Abreiß- und Taschenkalender. Die Sparkasse motivierte die Schüler mit Stundenplänen, Flugblättern, Sparspielen und Schülerkalendern. Laut Jahresbericht von 1929 kamen in den elf teilnehmenden Schulen in der Stadt und acht im Bezirk fast 16.000 Reichsmark zusammen. Das Schulsparen lahmte erst, als nach dem Regimewechsel 1933 das Geld mehr in „Ausrüstungsstücke, Vorführungen, Filme, Sammlungen“ floss, wie ein Bericht des Vorstands an den Sparkassen-Verwaltungsrat beklagte. Dennoch wurde 1935 in jeder zweiten Schule im Bezirk gespart. Das Erfolgsmodell lief noch Jahrzehnte weiter: 1983 entstand in Zusammenarbeit mit Pädagogen ein neues System, das den Sparfleiß mit Buchgeschenken belohnte.
Im Februar 1932 bezog die Oberamtssparkasse Kirchheim/Teck ein traditionsreiches Gebäude
„An lebhaften Tagen, die durchaus nicht selten sind, ist der Schalterraum vollgedrängt von Menschen, die nach allen vier Seiten streben“, klagte im Januar 1930 die Oberamtssparkasse Kirchheim ihrer vorgesetzten Behörde. Es mangele an Schreib- und Sitzgelegenheiten sowie an Beleuchtung. Den Beamten fehle es an Raum, alles sei mit Möbeln und Geräten zugestellt. Das 1910 bezogene Domizil in der Paradiesstraße müsse erweitert oder es müsse für die von dreieinhalb auf zwölf Mitarbeiter gewachsene Belegschaft ein neues Gebäude gefunden werden. Ausgeguckt hatte man bereits das Gebäude des Konsum- und Sparvereins Esslingen neben dem Hotel „Zur Post“ in der Unteren Alleenstraße 1. Dieses repräsentative, im Barockstil gehaltene Anwesen biete nicht nur genügend Platz für die Sparkasse, sondern nach der Erweiterung auch für eine Reihe weiterer Amtskörperschaftsbehörden. Das ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert stammende Haus mit Nebengebäuden und einem 34 Ar großen Grundstück hatte einst Herzogin Franziska von Hohenheim gehört und eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Am 5. Mai 1930 setzten Landrat Mosthaf und Sparkassendirektor Einsele ihre Unterschrift unter den Kaufvertrag. Die umfangreichen Um- und Anbauten konservierten immerhin teilweise die barocke Anmutung. Im Februar 1932 zogen außer der Sparkasse auch Oberamtsgeometerstelle, Bezirkswohlfahrtsamt, die beiden Oberamtsbaumeister, der Obstbauinspektor sowie Krankenwagenführer samt Krankenwagen ein. Weil Massenarbeitslosigkeit und häufige Regierungswechsel die Zeit prägten, fiel die feierliche Eröffnung bescheiden aus.
Im Frühjahr 1952 startete die Sparkasse Nürtingen das PS-Sparen
Es war nach dem harten Schnitt der Währungsreform im Juni 1948 nicht leicht, die Deutschen wieder zu Sparern zu machen. Verunsichert von ihren Verlusten und der unsicheren weltpolitischen Lage, vertrauten selbst die Schwaben ihr Geld lieber Lebensversicherungs- und Bausparverträgen an als ihrer Sparkasse. Weil zwischen Mitte 1948 und September 1951 mit rund 800 Millionen D-Mark ebenso viel Geld in den Toto-Annahmestellen wie auf den Sparkassen-Sparbüchern landete, erdachte man das Prämien-Sparen, kurz PS-Sparen. Es kombinierte Glücksspiel und Sparen, indem man mit Geldgewinnen zu regelmäßigen Einzahlungen lockte. Mit zahlreichen anderen Instituten startete auch die Sparkasse Nürtingen im Frühjahr 1952 das PS-Sparen. Das Prinzip: Die PS-Sparer bezahlten vierteljährlich 26 D-Mark auf ihr Konto, wovon zwei Mark auf ein Los entfielen. In drei Ziehungen jährlich hatten die Sparer die Chance auf Gewinne zwischen zehn und zehntausend Mark. Das Kalkül ging auf. Im ersten Jahr legten die Nürtinger PS-Sparer 86.000 Mark an. 1954 erlebten sie bereits 13 Auslosungen. Ende 1957 waren die PS-Einlagen auf 155.000 Mark angewachsen; mehr als 40.460 Mark wurden als Prämien ausgeschüttet. 1967 lud die Sparkasse zur Jahresauslosung in die Stadthalle. Highlight neben der Ziehung waren die musikalischen Darbietungen der Tiroler „Engel-Familie“. Die Jahresverlosungen wurden immer mehr zu Großevents. 1974 war der Andrang so groß, dass die Sparkasse Esslingen-Nürtingen aus dem Erlös der Eintrittskarten tausend Mark an „Essen auf Rädern“ spenden konnte.
1970 begann das EDV-Zeitalter
Wenn um 1960 herum bei der Kreissparkasse Esslingen vom „Maschinenraum“ gesprochen wurde, waren elektromechanische Rechen- und Buchungsmaschinen gemeint. Vor allem Frauen tippten hier hoch konzentriert die auf Formularen erfassten Überweisungen ein. Im Herbst 1961 wurde der Giroverkehr auf das Lochkartenverfahren umgestellt. Doch der zunehmende Geldverkehr der Wirtschaftswunderjahre war immer schwerer händisch zu bewältigen. Während die Kreissparkasse Nürtingen 1966 auf einen Computer von Honeywell setzte, berechnete in Esslingen der neue IBM 360/20 zentral den Giroverkehr aller Zweigstellen. 1968 erhielt er eine Band-Platten-Einheit. Der in Böblingen entwickelte Computer war so groß wie ein Kleiderschrank, das zugehörige Bandlesegerät und der Drucker brauchten fast ebenso viel Platz. Die Dateneingabe über Lochkarten und Lochstreifen war anspruchsvoll; wer sie beherrschte, durfte mit einer Maschinenzulage rechnen. Bis 1970 war die gesamte Buchhaltung und Kontenführung auf EDV umgestellt. Im selben Jahr beschloss der Verwaltungsrat, das Institut dem neuen Zentralen Rechenzentrum der Württembergischen Sparkassenorganisation (RWSO) in Stuttgart anzuschließen. 1972 erledigte das RWSO den Esslinger Darlehensverkehr, ab 1974 auch den von Nürtingen und Kirchheim. Ende 1975 vernetzte sich der Standort Nürtingen, 1976 der in Esslingen per Standleitung mit dem Rechenzentrum. Tastatur und Bildschirm ersetzten jetzt Lochkarten und -streifen. Gleichzeitig sorgten Datenträgeraustausch und Mikrofilme für zügigere Prozesse. Anfang der Achtzigerjahre übernahmen dann immer mehr PCs die Aufgaben des früheren Maschinenraums.
Im Januar 1974 fusionierten die Kreissparkassen Esslingen und Nürtingen
Als die Landkreise Nürtingen und Esslingen 1973 zum Landkreis Esslingen verschmolzen, mussten die beiden Kreissparkassen nachziehen. So entstand zum Jahresbeginn 1974 die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Die früheren Institute mit jeweils 125-jähriger Tradition brachten es zusammen auf 890 Mitarbeiter. Die erwirtschafteten eine Bilanzsumme von mehr als 1,6 Milliarden Mark, betreuten von Aich bis Zizishausen 118 Geschäftsstellen und verwalteten 312.000 Spar- und 110.000 Girokonten. Vorerst wurden nur die Stabsstellen an den Esslinger Standort an der Vogelsangstraße verlegt; im Herbst war der Neubau an der Bahnhofstraße bezugsfertig. Die neue Kreissparkasse führte zusammen mit der Kreissparkasse Ludwigsburg die Liste der größten Sparkassen im Ländle an und war auch bundesweit unter den Ersten. Die als „Hochzeit des Jahres“ bezeichnete Fusion setzte organisatorische und technische Synergien frei und machte aus eher traditionellen Einrichtungen eine moderne, schlagkräftige Regionalbank. HAP Grieshaber gestaltete für sie das Plakat „Vereinigung“. Es zeigt den Holzschnitt eines sich umarmenden Paares. Anton Stankowski, von dem auch das bis heute aktuelle Signet der Deutschen Bank stammt, entwarf das Logo. Mit 30.000 Prospekten und 450 Plakaten rief die Sparkasse alle Schüler des Landkreises zu einem Malwettbewerb „Hochzeit des Jahres“ auf. Auf das erste Geschäftsjahr in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit blickte der Vorstandsvorsitzende Dr. Karl O. Völter Anfang 1975 zufrieden zurück: „Der Zusammenschluss hat mehr gebracht als eine bloße Addition von Bilanzsummen.“
Seit 1998 können die Gläubigen in der Bernhauser Petrus-Kirche mit Karte bezahlen
Sage einer, die Kirchen seien nur der Tradition verhaftet. Manchmal ergreifen sie das Neue beherzt und zuversichtlich. So wie Pfarrer Gerrit-Willem Oberman von der evangelischen Petrus-Kirche in Filderstadt-Bernhausen. Der hollandstämmige Brite hatte in den USA als Manager gearbeitet, bevor er als Geistlicher nach Württemberg kam. Vielleicht zögerte er deshalb nicht, sich 1998 an die Spitze der zahlungstechnischen Entwicklung zu setzen. Mit Peter Heckl, damals Filialdirektor in Bernhausen, nahm er neben dem Opferstock ein EC-Terminal für Kartenzahlung in Betrieb. Möglich waren solche bargeldlosen Zahlungen seit 1991 in Supermärkten, Tankstellen und anderen Geschäften. „Soweit wir wissen, ist die Petrus-Kirche in Deutschland die erste evangelische Kirche, die diese Möglichkeit geschaffen hat“, sagte er damals der Hauszeitschrift der Kreissparkasse. Er hatte damit sicherlich recht. Andere Gemeinden, etwa in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweig, testeten das Verfahren erst 20 Jahre später. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz stellte 2018 den Prototypen eines digitalen Klingelbeutels vor, der sowohl Münzen aufnimmt als auch Abbuchungen von aufgelegten Kredit- und Girokarten ermöglicht. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) steht dem positiv gegenüber. Ob man sich bei der EKD an die Pioniere auf den Fildern erinnert? Die hatten jedenfalls auch an die Gebühren gedacht: Heckl sorgte dafür, dass die digitalen Spenden ohne Abzüge bei der Kirchengemeinde landeten.
Im Jahr 2018 wurde das Haus der Kunden in Esslingen eingeweiht
Der frühere Esslinger Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger wusste die Dinge auf den Punkt zu bringen: „Man darf schon sehen, dass die Kreissparkasse keine Würstchenbude ist“, sagte er zur Eröffnung des repräsentativen Neubaus an der Bahnhofstraße am 5. Juli 2018. An diesem Tag endete ein ehrgeiziges Bauvorhaben, das drei Jahre zuvor mit der Errichtung von Bürogebäuden auf dem Vogelsang-Areal am östlichen Altstadtrand begonnen hatte. Dorthin konnten die Mitarbeiter der Hauptstelle ausweichen, als sie 2016 abgebrochen und nach modernsten Vorgaben neu geplant und gebaut wurde. Der alte Bau war nicht nur in die Jahre gekommen. Die Raumaufteilung konnte auch nie verleugnen, dass sie vor Jahrzehnten für ein Kaufhaus geplant worden war. Jetzt boten hinter der hellen, geschwungenen Beton- und Glasfassade 281 Büroräume Platz für mehr als 400 Mitarbeiter. Der 100 Tonnen schwere Tresorraum mit knapp 2000 Schließfächern war vom Keller in den ersten Stock gewandert– ein statisches Meisterstück. Ebenso anspruchsvoll war es gewesen, die ehemalige Gaststätte „Falken“ in den Gesamtbaukörper einzubinden. Ohne das markante Eckhaus hätte dem Stadtbild etwas gefehlt. Das Klinkergebäude aus dem Jahr 1860 wurde dafür um zwei Handbreit auf das Niveau des Neubaus angehoben, sehr aufwendig renoviert und geschickt über Stege an die neuen Etagen angeschlossen. Die wichtigsten Ziele bei der Neuorganisation des Standortes Esslingen waren jedoch die Konzentration der bisher fünf Standorte auf nunmehr zwei und dass im „Haus der Kunden“, in der Bahnhofstraße 8, vor allem die Kundinnen und Kunden mit ihren Anliegen immer oberste Priorität genießen. Dies spiegelt sich in vielen Details des modernen Bankgebäudes wider.